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Ausgabe: | 1970 |
Spalte: | 376-377 |
Kategorie: | Ökumenik, Konfessionskunde |
Autor/Hrsg.: | Rweyemamu, Robert |
Titel/Untertitel: | People of God in the missionary nature of the Church 1970 |
Rezensent: | Althausen, Johannes |
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Theologische Literaturzeitung 95. Jahrgang 1970 Nr. 5
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INieiuöller, Wilhelm: Wort und Tul im Kirchenkainpf. Beiträge Danbolt, Lars Johan: Professor Ödland og probleniet kvinnelige
zur neuesten Kirchengeschiehte. München: Kaiser 1909.403 S. predikanter (Tidsskrift for teologi og kirke 40, 19Ü9 S. 161-171).
8° Theologische Bücherei. Neudrucke u. Berichte aus dem May- Georg: lnterkonfessionalismus in der ersten Hälfte des 19. Jahr-
20. Jahrhundert. Historische Theologie, 40. DM 20,-. S^^^^Z^^^l^t fffi*
Der englische Historiker John S.Conway hat vor einiger Zeit 1009 S. 307-334).
in einem Aufsatz „Der deutsche Kirchenkampf" in den „Vierteljahrsheften
für Zeitgeschichte" die Beschreibung des deutschen
Kirchenkampfes festgestellt: „Die Beschreibung des deutschen
Kirchenkampfes in der NS-Zeit tritt nun in ihre dritte Phase
ein". Anstelle der Augenzeugenberichte der ersten Phase und der KIRCHEN- UND KONFESSIONSKUNDE
sachlichen und polemischen Kritiken der zweiten Phase ging es
in der dritten Phase vor allen Dingen um neue Dokumenten- RwevemamiIi Robert. P Ie of God in the Mi(t8jOIlary Nature of
Sammlungen die das Geflecht der Beziehungen zwischen Kirche ,he ChurcU. A Study of £oncilian Ecclesiologv applied to the
und Staat beleuchtet. Missionary Pastoral in Africa. Rom 1968. Auslief.: Neue Zeit-
Wilhel.n Niemollers Aufsatze, die bisher nur verstreut in Fest- schrift für7Missionswissenschaft Schöneck/Beckenried. XIV,
schritten und Zeitschriften wie der „Evangelischen Iheologie 132 g Kart sfr 22-
und der „Jungen Kirche" zu lesen waren, lassen sich keiner der
drei Phasen unmittelbar zuordnen. Sie sind einerseits persön- Der Beitrag afrikanischer Theologen bei der Erarbeitung der
liebes Zeugnis, besitzen aber andererseits einen hohen doku- Texte von Vaticanum Secundum war nicht sehr erheblich. Was
mentarischen Wert. Das Bielefelder Archiv Wilhelm Niemöllers wird umgekehrt aus den konziliaren Verlautbarungen wichtig
umfaßt die wohl beste Dokumentensamnilung aus den „Archi- für Afrika? Pater Rweyemamu, jetzt Generalsekretär der
ven" der kämpfenden und Bekennenden Kirche. Erstaunlich Bischofskonferenz der Römisch-katholischen Kirche in Tan-
ist es, daß immer wieder neue Dokumente verarbeitet werden zania, hat den Versuch gemacht, an einem zentralen Dogma,
konnten, wie z.B. in den Beiträgen „Epilog zum Kanzler- dem von der Kirche, die Beziehungen herzustellen. Seine Disser-
empfang" oder „Von der Dahlemer Synode bis zur Gründung der tation hat eine pastorale Absicht. Die praktischen Schluß-
ersten verläufigen Kirchenleitung". folgorungen für das Leben der Kirche in Afrika (S. 103ff.) sind
Der Sammelband ist in 3 Teile gegliedert: Grundsätzliches - die eigentliche Spitze der Studie.
Geschichtliches - Biographisches. Der einzige bisher unver- Die Konstitution über die Kirche „Lumen gentium" und
öffentlichte Beitrag ist ein Vortrag, der 1957 auf dem Obersalz- andere Texte des Vaticanum Secundurn haben dem Begriff des
berg gehalten wurde „Vom Übermenschen zum Unmenschen - „Volkes Gottes" zur Beschreibung der Kirche neue Aufmerk-
1933 bis 1945". Es ist sehr zu begrüßen, daß die bisher an ver- samkeit und zeiurale Bedeutung beigemessen. Rweyemamu
schiedenen Stellen und zu unterschiedlichen Zeiten veröffent- untersucht diesen Tatbestand in einer klaren, selbständigen und
lichten Beiträge in einem Band vereinigt worden sind. Die gut deduzierten Analyse der einschlägigen Texte im Kontext
geschichtlichen und biographischen Beiträge lesen sich sehr gut <ler gegenwärtigen Strömungen in der Theologie. Im „Volk Got-
im Zusammenhang und vermitteln auch dem weniger Kundigen ist in ganz neuer Weise das missionarische Element als
einen lebendigen Eindruck über die entscheidende Phase des Konstitutiven für den Kirchenbegriff zum Tragen gekommen.
Kirchenkampfes, die die Jahre 1933-39 umschließt. Zu den Darum durchzieht ein zweiter roter Faden das Webwerk der
geschichtlichen Beiträgen gehören auch Aufsätze, die grund- Analyse: Die Frage: Was ist Mission? Rweyemamu möchte den
sätzliche Erwägungen mit historischen Aussagen verbinden, wie missionarischen Auftrag des gesaraten Volkes Gottes betonen.
„Evangelische Verkündigung in zwei Weltkriegen" und „Evan- Im einzelnen bleibt hier aber eine Reihe von Fragen offen zu-
gelisuher Widerstand". gunsten der Bemühungen, die Ergebnisse von Vaticanum Seeun-
Wilhelm Niemöller schreibt parteilich. Er verleugnet nicht, «"» auf die afrikanischen Verhältnisse anzuwenden,
daß er zum Dahlemer Flügel der Bekennenden Kirche gehört hat .. Dhs. geschieht im zweiten Teil der Dissertation. Man erwartet
und daß er bewußt den Weg der altpreußischen Bruderräte mit- 'hn mit Spannung. Konnte hier doch so etwas ähnliches wie ein
gegangen ist, besonders in der Auseinandersetzung mit der ersten &?hLrltt m ..einheimische Theologie getan werden Geboten wird
Vorläufigen Kirchenleitung und den staatlichen Kirchenaus- nicht mehr als die Projektion eines gegebenen Inhalts auf einen
schössen. Es sollte ihm daraus kein Vorwurf gemacht werden, äderen, ganz bestimmten Denk- oder Erfahrungshorizont.
Die Besehreibung einer Kampfzeit, in der man wegen der Ge- «ensichen sieht (OR 18 1969 S.470) in einem solchen Verfahren
fahr der Entdeckung durch die Gestapo sehr vorsichtig mit ,mit Re1c^t nur em« Vorfeldarbeit für die „einheimische Theo-
Aktenaufzeichnungen vorgehen mußte, kann auf das persön- Aber natürlich muß diese auch geleistet werden. Afn-
Uche Heteiligtsein und das persönliche oft nicht aktenkundige kamsches Lebensempfinden räumt der Gemeinschaft einen
Wissen eines Geschichtsschreibers nicht verzichten. Wilhelm wesentlich höheren Rang ein als die abendländische Geistes-
Niemöller ist dabei objektiv genug, um auch von den Versäum- gesohiohte, die vom Individuum her denkt. Rweyemamu möchte
nissen des von ihm mit vertreteneu Teils der Bekennenden darstellen wie dieser Tatbestand zur Annahme der Konzils-
Kirche zu sprechen. In seiner Autobiographie hat er auch lehren m Afrika hilft. The Church „is the religious Community
schonungslos, kritisch und offen seine eigene Entwicklung dar- par excellence (S.92). Das hat eine Bedeutung für die missio-
gestellt. Die Geschichtsschreibung der Kirchenkampfzeit durch nansche Verkündigung der Kirche, für ihr liturgisches Handeln
künftige Generationen wird keinesfalls auf die Arbeiten Wilhelm u»d für ihre Lebensformen in der Gesellschaft. Daraus ergeben
Niemöllers verzichten können, da sich inihnenDokumentationen s,ch Pastorale Aufgaben. Die Kirche müsse heute ihr Augenmerk
und persönliches Zeugnis glücklich verbinden. 8^" besonders auf die Formung echten Gemeindebewußtseins
f Ar^üi-j i r>ji Mtii richten. Darin ist das Leben in und mit den Sakramenten sehr
In seinem Aufsatz „Entweder - oder. Gedanken zur Methode • , ,- T , XT . . . .. , T • . , . , , „
. „. , , . ' , ., . , i,..,, , »T. wichtig. In der Neukonstruktion des Laienapostolats und dem
der Kirchengesch.chtsschre.bung Weist Wilhelm Niemoller Aufba* ■ tei Arbeitsformeu dafür kolm7lt ,ler mjssi()na.
darauf hin, daß Gerhard Ebeling bald nach dem letzten Krieg ^ A^ beBoru,cra zum Ausdruck.
im Gefolge von Karl Barth die Kirchengeschiehte als Geschichte i •• • • .i . r .• io
. . p . „ ... 0 , .... , ° ■ , . , r ü ... Hier können wir nicht unterlassen darauf hinzuweisen, daß
der Auslegung der Hei igen Schritt bezeichnet habe. Er über- j- A . .. « , . a . ... ,,• , ■ . t,
1 i- 8 -17- ,.. p • , ir • i , die Arbeit ihre Begrenzung hat. Selbstverständlich sind Benimmt
dieses Verständnis der Kirchengeschichtsschreibung , .. , & „ • n- u t-» o u i c -i • l
rr. j... . . , ., a • x j a ilTj Zz. schrankungen immer unvermeidlich. Daß aber das afrikanische
weithin für seine eigenen Arbeiten. So ist der Sainmelband unter n___; .v"». i «. ■ . «. , f, . .. ,
j . • i r> L. n v Li i a Gemeinschaftsbewußtsein nicht noch weiter reflektiert oder
anderem auch ein gelungener Beitrag zur Geschichte der Aus- ........ , . , _ , . ,. . , .. w -
i j it i- a L-e* -i i j zr- i i c i kritisch hinterfragt wird, macht die Adaption im zweiten leil
legung der Heiligen Schrift wahrend des Kirchenkampfes der dßr Dissertatiou °za einem relativ mechaflisc]len Vorgang. Mir
scheint, hier wäre noch mehr zu holen gewesen. Der Klan, die
Dresden Walter Feurioh „ujamaa" (Ki3uaheli) oder andere Formen afrikanischer Ge-
- meinschaft sind Wurzeln des Seins, nicht bloßer Zweckverband.