Geschichte und Zielstellung der ThLZ

Die Theologische Literaturzeitung (ThLZ) ist die älteste und umfangreichste theologische Rezensionszeitschrift im deutschsprachigen Raum. Sie wurde 1876 von Emil Schürer unter Mitarbeit von Adolf von Harnack gegründet und im Verlag der renommierten J. C. Hinrichs´schen Buchhandlung, Leipzig herausgegeben.

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs erhielt die Hinrichs`sche Buchhandlung in der sowjetischen Besatzungszone keine Lizenz mehr. Die ThLZ kam zur 1946 gegründeten Evangelischen Verlagsanstalt, die diese wichtige Arbeit seitdem immer mit großem Engagement gefördert hat.
Ihr und den jeweiligen Herausgebern ist es zu verdanken, dass die ThLZ nicht in den Wirren der deutschen Zeitgeschichte unterging. So konnte sie 1947 nach reichlich zwei Jahren kriegsbedingter Publikationspause unter den fortan schwierigen Verhältnissen der sowjetischen Besatzungszone und der späteren DDR ihre Arbeit wieder aufnehmen. Trotz gewisser Bestrebungen des DDR-Regimes wurde die ThLZ nicht verboten, nach der Wiedervereinigung überlebte sie die neu aufgekommenen wirtschaftlichen Schwierigkeiten.

Die Herausgeber der ThLZ waren:

  • 1876–1880 Emil Schürer
  • 1881–1909 Adolf von Harnack, Emil Schürer
  • 1910 Adolf von Harnack, Hermann Schuster, Arthur Titius
  • 1911–1921 Hermann Schuster, Arthur Titius
  • 1921–1930 Emanuel Hirsch
  • 1930–1939 Walter Bauer
  • 1939–1941 Hans-Georg Opitz
  • 1941–1958 Kurt Aland
  • 1958–1983 Ernst Sommerlath
  • 1983–1995 Ernst-Heinz Amberg
  • 1995–2000 Hans Weder
  • 2000–2020 Ingolf U. Dalferth
  • seit 2020 Christoph Markschies


Im Gründungsaufruf für die ThLZ (Juni 1875) hieß es:

„Die Theologische Literaturzeitung soll soviel als möglich allen Kreisen der protestantischen Theologie Deutschlands dienen. Keine Richtung wird principiell von der Mitarbeit ausgeschlossen sein. Die Beurtheilung der literarischen Erscheinungen soll möglichst sachlich sein, nur die wissenschaftliche Tüchtigkeit, nicht den Parteistandpunkt in´s Auge fassend. Indem aber so die Redaction sich bestreben wird, Allen gerecht zu werden, hofft sie doch zugleich dem Blatte eine einheitliche, charaktervolle Haltung wahren zu können. Die Besprechungen sollen sich über sämtliche Erzeugnisse der wissenschaftlichen Theologie Deutschlands erstrecken. Die Erbauungsliteratur soll wenigstens in einer Auswahl berücksichtigt werden; ebenso in Auswahl die Grenzgebiete der Theologie. Ein besonderes Augenmerk wird die Redaction darauf richten, auch über die wichtigere theologische Literatur des Auslandes möglichst vollständig Bericht erstatten zu können.“

Obwohl im Verlauf von 125 Jahren nicht nur die Herausgeber wechselten, sondern auch die Theologien, ihre Methoden und die Anforderungen an ein solches Rezensionsblatt, wurde und wird immer neu versucht, das Versprechen dieses Gründungsaufrufes zu erfüllen.
Zur Zeit der „Liberalen Theologie“, aus ihrem Kreis heraus gegründet, stand die ThLZ eine Zeit lang unter dem Konkurrenzdruck des 1880 von Christoph Ernst Luthardt ins Leben gerufenen Theologischen Literaturblattes, das streng lutherisch ausgerichtet war, bis es 1943 unter seinem letzten Herausgeber Ernst Sommerlath in die ThLZ einging. Dadurch gelang es, den Anspruch weiter einzulösen, „nicht den [theologischen] Parteistandpunkt in´s Auge" zu fassen.
Heute bespricht die ThLZ theologische Publikationen von Vertretern nicht nur aller "Schulen“, sondern aller größeren Konfessionen und führt (seit 1939) auch die Religionswissenschaft in ihrem Untertitel. Diese Ausweitungen zeigen sich ebenso bei den Rezensenten.
Es ist das Ziel des Herausgeberkollegiums, nicht nur konfessionsübergreifend, sondern auch international zu arbeiten. Das entspricht sowohl den modernen Anforderungen an eine wissenschaftliche Rezensionszeitschrift als auch der weltweiten Verbreitung der ThLZ.